Körperliche Distanz

In Angst Essen Seele Auf erläutert der Regisseur Fassbinder den menschlichen Ausschluss durch körperliche Trennung und leeres Raum. Als sich ein junger morokkanischer Gastarbeiter und eine ältere deutsche Frau verlieben, begegnen sie Abweisung von anderen. Als die Hauptcharakterin Emmi zum Beispiel Mittagsessen mit ihren Nachbarn nicht mehr verbringen darf, sitzt sie alleine auf der Treppe in ihrem Wohnhaus und ißt ihr belegtes Brot. Dieses Bild einer einsam-sitzenden Frau wird wiederholt, als Emmi plötzlich von ihren Nachbarn wieder akzeptiert wird und eine Fremde, die neu im Wohnhaus ist, von ihrer Gruppe anstatt ausgeschlossen ist. Die Frau sitzt auf der Treppe in einem ähnlichen Blickwinkel als vorher, die Brüstung zwischen ihr und der Kamera. Fassbinder zeigt auch, wie Emmi und Ali unwillkommen in jedem Restaurant sind, das sie besuchen; die Diener und Barkellner stehen sehr weit von ihnen, mit viel Raum dazwischen und mit feindlichem Gesichtsausdruck. Als Emmi zum Beispiel ein Cola in der Kneipe bestellt, läuft die Barkellnerin sehr lang und langsam zum Tisch, während die Kamera sie folgt. Während die Einheit der Geliebten geschädigt wird, drückt Fassbinder auch ihre Einsamkeit aus. Als Ali sich in der Wohnung der Barkellnerin auszieht, steht er alleine im großen, leeren Zimmer, und, als Emmi auf Ali wartet, weint sie in der Türöffnung ihrer Wohnung. Durch die Kinematographie zeigt Fassbinder die Distanz zwischen Menschen.